Die Schrift auf unregelmäßig gekrümmten Flächen
Auf unregelmäßig gekrümmten Flächen muß die Schrift jede Bewegung und Verkürzung mitmachen.
Die Perspektive hier zu konstruieren, wäre in der Praxis zu zeitraubend. Für solche Aufgaben muß
der Maler durch Freihandzeichnen geschult sein. "Wenn es sich um komplizierte Verbindungen von Be¬
wegung und Perspektive handelt, z. B. der Schrift auf einer flatternden Fahne, gehört schon etwas
zeichnerisches Geschick zur überzeugenden Darstellung. Auf Bild 130 ist die Zeichnung der Schrift
auf einem gebogenen, perspektivisch verkürzten Blatt gezeigt. Alle Linien folgen der Richtung der
Seitenkanten. Auf dem oberen Rand sind die Teile abgetragen. Entsprechend der Verkürzung des
Blattes müssen die Abstände nach links zu kleiner werden. Durch die Krümmung des Blattes fallen
die senkrechten Balken nach vorn zu trotzdem schmaler aus. Nur durch Berücksichtigung aller Fak¬
toren kann man zu einem naturgetreuen Bild kommen. Bei der Festlegung der gekrümmten Flächen
ist zu berücksichtigen, daß die Schrift der Werbeabsicht entsprechend noch lesbar bleibt.
Bild 130. Die Schrift auf der unregelmäßig gekrümmten Fläche
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Die Technik
Werkstatt und Material
Dieses Schriftenwerk hat vorwiegend die Aufgabe, die formale Gestaltung der Schrift zu behandeln.
Das handwerkliche und technische Können des Malers wird vorausgesetzt. Eine Behandlung tech¬
nischer Spezialfragen übersteigt den Rahmen dieses Buches. Sie kann in der vorhandenen guten Fach¬
literatur aufgesucht werden. Lediglich dem Malermeister, der besonders in kleineren Orten und auf
dem Lande Beschriftungen als Nebenzweig mit ausführt, sollen hier einige allgemeine Ratschläge
gegeben werden.
Wer öfters Schilder anfertigt, sollte sich dafür einen geeigneten Raum oder wenigstens einen Teil der
Werkstatt einrichten. Der Raum muß hell, trocken und heizbar sein. Er soll auch für größere Schilder
einen Abstand ermöglichen, von dem aus die Gesamtwirkung zu beurteilen ist. Das Licht soll für
Arbeiten, die zum Bearbeiten gelegt werden, von links vorn und für aufgestellte Arbeiten von links
hinten kommen. Größere Arbeiten sind möglichst in senkrechter Stellung auszuführen. Das strengt
weniger an und gestattet eine bessere Übersicht. Eine Ausnahme machen Ausschneidearbeiten in Stan¬
niol. Praktisch für den Maler sind zwei feste Blöcke, auf die je nach Bedarf ein Zeichenbrett, etwa
200 X 80 cm groß, oder Schilder gelegt werden können. Zwei kräftige, verstellbare Staffeleien müssen
auch vorhanden sein. Wer öfters große Zeichnungen oder Stofftransparente herzustellen hat, sollte
sich eine Werkstattwand mit Sperrholz verkleiden lassen. Zum Abstellen von Schildern sind an einer
Wand senkrechte Leisten zu empfehlen, die einen Abstand von etwa 30 cm haben und sich auf dem
Fußboden noch ein Stück fortsetzen. Der Querschnitt ist vorteilhaft nach oben konisch oder halbrund,
damit die Schildkanten nur an einigen Punkten aufliegen.
Als Sitzgelegenheit ist ein Drehstuhl zu empfehlen. Er läßt sich der Körpergröße des Schreibers an¬
passen und kann je nach dem Zeilenstand eingerichtet werden. Außerdem ist, besonders für auswärtige
Arbeiten, ein Kasten von etwa 25 x 40 X 55 cm Seitenlänge praktisch. Je nach Lage gestattet er ein
Erreichen jeder Höhe im Sitzen oder Stehen vom Fußboden bis zu etwa 2,50 m. Er ist bequemer bei
der Arbeit und leichter zu transportieren als eine Leiter. Bei geeigneter Konstruktion kann er außer¬
dem das Arbeitsgerät aufnehmen.
Da an Schilderfarben in bezug auf Haltbarkeit und gute Verarbeitung höchste Anforderungen ge¬
stellt werden, sind die trockenen Farben aus dem Faß meist ungeeignet. Für Schreibfarben und zu
Transparenten scheiden sie völlig aus. Dazu müssen sie feinstgerieben, hochkonzentriert, licht- und
wetterecht sein. Vom Selbstanreiben der Schilderfarben, auch mit geeigneten Pigmenten, ist abzu¬
raten. Es ist nicht wirtschaftlich und erfordert eine genaue Kenntnis der chemischen Zusammenhänge,
die nur der Farbenchemiker besitzt. Zur richtigen Anwendung fertig gelieferter Schilderfarben sind
für den Maler trotzdem noch viel Sachkenntnis und Erfahrung nötig.
Das Material beziehe man aus einer Spezialfabrik für Schilderfarben. Diese geben auch über die
Eigenschaften und die Verarbeitung der gelieferten Farben genaue Anleitung und auf Wunsch auch
technische Ratschläge. Diese Erzeugnisse sind gegenüber den Anstrichfarben des Malers natürlich
teuer. Im Verbrauch sind sie dennoch billiger. Leichte, reibungslose Verarbeitung und beste Haltbar¬
keit machen sich immer bezahlt. Der Bezug in Tuben ist anzuraten. Die Farbe kann beliebig ent¬
nommen werden, ohne daß Verunreinigung oder Hautbildung entsteht. Die Tuben werden bis zur
Größe XV geliefert. Auch zum Abtönen heller Anstriche und mindestens zum letzten Gesamtanstrich
von Buntfarben sind die Tubenfarben zu empfehlen. Die Meinung vieler Maler, Anstriche aus Tuben¬
farben herzustellen sei zu teuer, trifft für Schilder nicht zu. Tubenfarben sind sehr ausgiebig und
farbkräftig. Für Glasschilder und Transparente sind Spezialfarben unerläßlich.
Für viele Außenarbeiten, wie Beschriften von Bauplanken, Stofftransparenten, Kinoreklame usw.
sind die in Büchsen erhältlichen wetterfesten Kaseinfarben unentbehrlich. Sie werden einfach mit
Wasser schreibfertig verdünnt. Sie verarbeiten sich unvergleichlich besser als selbstangerührte Farben
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