der Fläche haben soll. Für uns ist ja die Erscheinung auf der Werbefläche das Wichtigste. Man legt
dann zunächst die-perspektivische Begrenzung des Schriftblockes auf dem Schildgrund fest. Der
Fluchtpunkt F* ergibt sich durch Verlängerung der Zeilenlinien. Darauf wird der Horizont gezogen
und der Fluchtpunkt Fi markiert. Auf oben beschriebene Weise werden nun die Teilpunkte ermittelt.
Von Tí zieht man die letzte Teillinie über den Fußpunkt des Schriftendes hinaus bis auf die Grund¬
linie. Zwischen dem gewonnenen Punkt und G A ist nun die normale Einteilung des Wortes vorzu¬
nehmen.
Mit unserer Konstruktion haben wir eine perspektivische, aber noch flache Schrift gewonnen. So er¬
scheint etwa eine aufgemalte Schrift auf einer Hausfassade oder auf einem Glasschild. Die plastische
Darstellung sehen wir auf Bild 127 erläutert. Alle bisher verwendeten Hilfslinien sind hier der Über¬
sichtlichkeit halber weggelassen. Die Buchstabenkanten werden nun in Richtung nach Fi gezeichnet.
Vom Grundriß des Augenpunktes GA wird die Dicke des Buchstabens D nach links abgetragen.
D wird mit dem Teilpunkt T* verbunden. Der Schnittpunkt auf der Linie GA— F* ergibt die perspek¬
tivische Dicke. Bei den 'geradlinigen Buchstaben ergibt sich alles andere durch weitere Schnitte von
selbst.
Die Feststellung der Hilfspunkte für die hintere O-Linie ist auf dem Bild der Übersichtlichkeit halber
nur an einem Punkte erläutert. Alle benötigten Punkte werden auf diese Weise auf die vordere Zeilen¬
linie gelotet. Beide Punkte werden mit dem Fluchtpunkt verbunden und der Schnittpunkt mit der
hinteren Zeilenlinie wieder zurückgelotet.
Es besteht nun die Möglichkeit, die Vorderflächen und Kanten der Buchstaben einfach gegensätzlich
in der Farbe zu halten oder vollkommen abzuschattieren. Dabei muß von einer bestimmten Licht¬
quelle ausgegangen werden.
Perspektivische Schrift auf regelmäßig gekrümmten Flächen
Nehmen wir an, es wäre eine säulenförmige Packung mit dem Markenwort „HELA" darzustellen.
Dazu müssen wir zuerst die Packung mit den Zeilenlinien konstruieren. Es soll auch hier aller theo¬
retische Ballast weggelassen und nur das Praktische gezeigt werden. Auch dieses Beispiel sollte zum
besseren Verständnis mitkonstruiert werden.
Wir schaffen uns zunächst eine Vorderansicht und Draufsicht der Säule in den tatsächlichen Ma߬
verhältnissen (Bild 12.8). Die Höhe der Zeilenlinien ist anzugeben (1 und 2). Die kreisförmige Drauf¬
sicht umgeben wir mit einem Hilfsquadrat nebst Mittelachsen und Diagonalen. G stellt die Grund¬
linie, В die Draufsicht der Bildebene dar. Der Horizont H wird so eingesetzt, daß eine eindrucksvolle,
in das Gesamtbild passende Perspektive entsteht. Der Augenpunkt A liegt in der Mitte. Die ange¬
nommene Entfernung des Beschauers von der Säule (in unserem Falle 1V2 der Säulenhöhe) vom Augen¬
punkt nach beiden Seiten auf dem Horizont abgesetzt, ergibt die Distanzpunkte D. Da unser Objekt
symmetrisch ist, benötigen wir zu unserer Konstruktion nur einen.
Die Hilfspunkte der Draufsicht werden nun auf die Waagerechten des Aufrisses gelotet. Von dort
sind Linien strahlenförmig zum Ausgangspunkt zu ziehen. Die Stellung der in der Draufsicht markier¬
ten Hilfspunkte Д2 und bi finden wir, indem wir sie Hochloten (аг und bi), ihre Entfernung von der
Bildebene В in der Richtung vom Distanzpunkt weg abtragen (аз und b) und diese Punkte mit dem
Distanzpunkt verbinden. Die Schnittpunkte mit dem Augenstrahl (йі und bt) ergeben die perspekti¬
vische Tiefe des Hilfsquadrates. Die Punkte e, d, e, f brauchen wir nicht durch Schnitt auf den Teil¬
punkten festzustellen. Sie ergeben sich durch Schnitt mit den Diagonalen. Auf die gleiche Weise wird
die perspektivische Lage der anderen Kreise ermittelt. Damit ergibt sich auch die perspektivische Breite
der Säule.
Da es sich bei unserer Zeichnung um einen Kreis bzw. ein Quadrat handelt, fallen die йз und bi mit
der Mittelachse und der linken Begrenzung des Aufrisses zusammen. Bei einem anderen Grundriß
wäre das nicht der Fall. Bei einem Oval wäre die Entfernung zur Bildebene z.B. kleiner. Die Punkte
дз und bi würden also weiter nach rechts stehen.
Die verkürzten Kreise werden in die Hilfsquadrate freihändig eingezeichnet. Dazu ist etwas Gefühl
notwendig. Bei Bedarf kann man sich noch weitere Hilfspunkte in beliebiger Zahl suchen.
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а2,Ь2
Bild 128. Die perspektivische Darstellung der Säule
Die Einzeichnung der Schrift zeigen wir der Deutlichkeit wegen auf
einer zweiten Zeichnung (Bild 129). Auf dem Grundriß tragen wir
die Einteilung der Schrift im Originalmaßstab ab (£). Wir zeichnen
nun den Grundriß in der perspektivischen Breite der Säule (PG). Die
Einteilung wird auf diesen inneren Kreis durch Fluchten auf den
Kreismittelpunkt übertragen. Darauf wird sie hochgelotet. Nun kann
die Schrift eingezeichnet werden. Alle Waagerechten müssen den
Rundungen der Zeilenlinien folgen. Eigentlich müßten für die.senk¬
rechte Unterteilung der Schrift auch noch Hilfslinien konstruiert
werden. Praktisch ist das meist nicht notwendig. Es ist anzunehmen,
daß der Zeichner durch die Konstruktion der Zeilenlinien und die
Beachtung ihres gesetzmäßigen Verhaltens zum Horizont soviel
gelernt hat, um auch freihändig ein richtiges Bild entwerfen zu
können.
In vielen Fällen ist für die perspektivische Zeichnung in Original¬
größe nicht genug Fläche vorhanden, um die raumverschlingende
Konstruktion aufzunehmen. Man stellt sich dann eine Konstruktions¬
zeichnung im kleineren Maßstabe her und überträgt die gefundenen
Punkte maßstäblich auf die Originalfläche. Nur sehr Geübte können
unter Umständen auf eine Konstruktion ganz verzichten. Solche
ungefähren, gefühlsmäßig entworfenen Bilder geben aber selten den
überzeugenden Eindruck von Gesetzmäßigkeit wie eine konstruktive
Darstellung.
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Bild 129. Die perspektivische
Darstellung der Schrift auf einer
gleichmäßig gekrümmten Fläche
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