Bild 125. Die Darstellung der plastischen Schrift in Frontalperspektive
Die Kanten der Buchstaben werden also nach dem Augenpunkt ausgerichtet (Bild 125). Die Tiefe
setzen wir nach Gutdünken ein, denn es handelt sich in unserem Falle nicht um die getreue Dar¬
stellung tatsächlich bestehender Verhältnisse, sondern um eine geschmackvolle Erscheinung auf der
Fläche. An einer Stelle angesetzt, ergeben sich alle anderen Kantenbreiten durch den Schnitt der zum
Augenpunkt laufenden Linien mit den Waagerechten und Senkrechten.
Wie aus Bild 125 zu ersehen ist, nimmt sich eine plastische Schrift in Frontalperspektive nicht immer
günstig aus. Je näher der Buchstabe dem Augenpunkt rückt, um so weniger Seitenansicht hat er (siehe
das T). Das ergibt eine ungleiche Schwarz-Weiß-Verteilung auf der Fläche. Aus diesem Grunde bevor¬
zugt man meist die isometrische Darstellung von Bild 124, bei der alle Kanten gleich breit erscheinen.
Perspektivische Schrift in Übereckansicht
Um die nachfolgende Konstruktion auf Bild 126 besser verfolgen zu können, zeichne man sie beim
Lesen gleich auf einem besonderen Bogen mit. Nur so ist eine gute Auffassung dieser Erklärung
möglich.
Wenn die Schriftfront nicht parallel zum Beschauer laufen soll, wird zunächst die Grundlinie G ge¬
zogen und der Horizont H festgelegt. Auf dem Horizont sind beliebig (aber nicht willkürlich, sondern
im Hinblick auf das gewünschte Schriftbild) der Augenpunkt A und die Fluchtpunkte für beide Dimen¬
sionen Fl und Fa zu markieren. Bei geringer Entfernung der Fluchtpunkte wird die Schrift stärker
verkürzt, bei großer Entfernung weniger. Vom Grundriß des Augenpunktes GA aus nehmen wir
die Einteilung der Schrift wie gewöhnlich vor. Hier wird auch die vertikale Einteilung entsprechend
unseres Bildes 59 markiert. Über der Entfernung der beiden Fluchtpunkte ist ein Halbkreis zu
schlagen. An den Fluchtpunkten setzen wir den Zirkel ein und bringen den Schnittpunkt des Halb¬
kreises mit der über den Augenpunkt hinaus verlängerten Senkrechten mit Zirkelschlägen auf den
Horizont. Damit erhalten wir die Teil- oder Distanzpunkte 7*i und T¡, mit deren Hilfe später die
horizontalen Ausdehnungen gefunden werden. Nun ziehen wir die ursprünglich horizontalen Linien
der Schrift von der senkrechten Einteilung nach dem Fluchtpunkt F2. Den Abstand der senkrechten
Linien und Hilfslinien finden wir, indem wir die entsprechenden Einteilungspunkte auf der Grund¬
linie mit dem Teilpunkt Ti verbinden. Im Schnittpunkt mit der perspektivischen Grundlinie der
Schrift errichten wir dann die gesuchte Senkrechte.
Für das О schaffen wir uns noch weitere Hilfspunkte. Den Buchstaben zeichnen wir an beliebiger
Stelle auf die Grundlinie. Er stellt den Aufriß des Buchstabens dar. Unter der Einteilung müßte,
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Bild 126. Die perspektivische Darstellung flächiger, Schrift
D GA
Bild 127. Die perspektivische Darstellung plastischer Schrift
gleichfalls in beliebiger senkrechter Entfernung, der Buchstabe nochmal gezeichnet werden. In unserem
Falle genügt die halbe Form, da es sich um eine Kreisform handelt. Unregelmäßig gekrümmte, z. B.
Frakturbuchstaben, müßten ganz gezeichnet werden und ebenfalls die gleichen Hilfspunkte erhalten
wie die Aufrißzeichnung. Diese Punkte sind zur Grundlinie zu loten. Vom Aufriß werden sie hori¬
zontal an die Senkrechte GA-A gebracht und Linien nach dem Fluchtpunkt gezogen. Die Lage der
Hilfspunkte ermittelt man wieder durch Schneiden auf Teilpunkt, wie bei den Senkrechten besprochen.
In der Praxis wird man meist von den Abmessungen ausgehen, welche die perspektivische Schrift auf
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