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Blickfangend kann ein einprägsam gestaltetes Signet, eine geschickte bildliche Darstellung, aber eben¬
so ein charaktervoll geformtes, stark kontrastierendes Wort wirken. Auch eine gut gestaltete Initiale
vor längeren Texten kann diesen Zweck erfüllen.
Die senkrechte Zeile
Die senkrechte Zeile wirkt nur in Schriften
organisch, die von Natur aus von oben nach
unten geschrieben werden, wie z. B. die chine¬
sische und japanisdie. Unsere Buchstaben
sind für eine horizontale Anordnung geformt
und gelangen nur so zu geschlossener Wirkung.
Deshalb sollten wir nur in Ausnahmefällen
Buchstaben untereinander anordnen.
Der Text muß auf ein oder höchstens zwei
kurze Worte beschränkt bleiben. Nicht
jeder Text läßt sich in senkrechter Stellung
befriedigend anordnen. Das Schmerzenskind
bleibt das I, da es die Geschlossenheit der
Zeile unterbricht.
Es sollen nur Versalien in Grotesk oder allen¬
falls in Antiquaform verwendet werden. Be¬
sonders geeignet sind die Steilschriften, da
die meisten ihrer Buchstaben gleich breit sind.
Von den Antiquaschriften ist die klassizisti¬
sche Antiqua vorzuziehen, deren Buch¬
stabenbreiten sich auch angleichen.
Auf Plakaten kann man in geeigneten Fällen
normal gestaltete Schriftzeilen senkrecht
stellen. Die Schrift läuft dann wie auf einem
Buchrücken von unten nach oben. Natürlich
kann man auf diese Weise nur nebensäch¬
liche Textteile anordnen.
Die senkrecht angeordneten Leuchtschriften
geben dem Straßenbild unserer Innenstädte
sein besonderes Gepräge. Neuerdings bevor¬
zugt man eine Anordnung, die jaasm^
mindestens ebenso werbewirk¬
sam ist. Sogenannte „Wasser¬
fall-Konturen" aus freilaufen¬
den Neonröhren sind mit
Warenzeichen oder Aussteck¬
schildern verbunden. Die Schrift
ist waagerecht angeordnet. Bei
dieser Konstruktion erübrigen
sich die unschönen Eisenkästen,
auf denen bisher die senkrech¬
ten Schriften angebracht waren.
Diese neuartigen Lichtwerbun¬
gen werden wir zukünftig
öfters in unseren Geschäfts¬
straßen sehen.
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Bild ioo.Leuchtschildmitsenk-
rechter Buchstabenanordnung
Bild ioi
Leuchtschild mit Wasserfallkonturen
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Bild 102
Die kreisförmig gebogene Zeile
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Die gebogene Zeile
Die gebogene Zeile kommt vor
allem in Verbindung mit der
Architektur vor. Sie begleitet Ge¬
wölbebogen oder erscheint als
voller Kreis in der Höhe der
Kuppel. Sie wird auch auf
Warenzeichen angewendet. Dort
hat sie ihre Berechtigung. Vor
Jahren war es Mode, die gebo¬
gene Zeile auch auf Schildern
und Schaufensterscheiben anzu¬
bringen. Mit unserem Zeitge¬
schmack stimmt diese Anwendung
in den seltensten Fällen überein.
Bei der Konstruktion der gebo¬
genen Zeile ist zu beachten, daß
alle sonst Senkrechten nach dem
Mittelpunkt des Kreises oder
Kreisbogens ausgerichtet werden
müssen (Bild 102). Oft ist der Mit¬
telpunkt nicht zugänglich, oder
es handelt sich um einen Korb¬
bogen. Dann hilft man sich, in¬
dem man auf dem unteren Schnitt¬
punkt von Senkrechter und Bo¬
gen mit Hilfe einer gedachten
Bogensehne eine Linie im Winkel
von 900 errichtet (Bild 103).
Es gibt Fälle, in denen die Buch¬
staben senkrecht bleiben sollen.
Möglich ist das nur bei sehr
flachen Bogen, sonst wird die
Schrift verzerrt (Bild 104).
Bei Schriften, die in einem Vollkreis angeordnet sind und bei deren Betrachtung der Beschauer nicht
den Standpunkt wechseln oder das Objekt drehen kann, muß der Text an der günstigsten Stelle ge¬
teilt werden und seine Grundlinie wechseln.
Bild 103
Die Errichtung einer Geraden bei unzugänglichem Mittelpunkt
Bild 104
Die kreisförmig gebogene Zeile mit senkrecht stehender Schrift
Die schräggestellte Zeile
Diese ehedem sehr beliebte Form ist mit großer Vorsicht anzuwenden. Wir finden sie eigentlich nur als
suggestiv hingeschriebene Schlagzeile am Platze. In Sonderfällen und mit Geschmack angewendet,
kann natürlich auch diese Zeilenstellung einer Notwendigkeit dienen.
Die negative Zeile
Um das Schriftbild zu gliedern und die Übersicht zu erhöhen, kann in geeigneten Fällen eine negativ
ausgebildete Zeile eingefügt werden. Die Schrift steht in der Hell-Dunkel-Wirkung gegensätzlich
zum sonstigen Text meist auf einem Band. Dieses wird oft zur Unterstreichung des Haupttextes be¬
nutzt. Die Wirkung ist eine dekorative, besonders wenn die Schrift gesperrt wird.
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