den normalen Buchstabenabstand 13U Teil gerechnet werden. Die Rundungen schränken ihn wieder
um V2 Teil ein. Beim m beträgt der Schenkelabstand nur i8/á Teil.
Die ausgeglichenen Kreise bei a, b, m, n usw. müssen beim Zusammentreffen mit der Senkrechten etwas
eingehalten werden, damit besonders bei größeren Entfernungen ein klares Bild gegeben wird. Diese
Maßnahme ist auch beim Zusammenstoß der beiden B-Bogen und bei den Zahlen 3, 5, 6, 8 und 9
notwendig, und zwar um so mehr, je fetter eine Schrift ist.
Das kleine s würde sich bei gleicher Konstruktion wie das große S zwischen den anderen Kleinbuch¬
staben zu schmal ausnehmen. Man muß es deshalb etwas breiter ziehen. Es ist dann aus zwei liegenden
Ovalen gebildet. Für das u sind zwei Formen gegeben. Die knappere und neuere Form gehört in Ge¬
meinschaft mit dem vollrunden G.
Die Oberlängen überragen die Buchstabenkörper um die Hälfte ihrer Höhe, das 1 ist also 7V2 Balken¬
breiten hoch. Die Kleinbuchstaben fallen damit etwas schwächer aus als die Großbuchstaben, deren
Balkenbreite V7 der gleichen Höhe beträgt. Diese müssen ja stets etwas kräftiger gebildet sein. In der
Zusammenstellung mit Kleinbuchstaben ist es deshalb empfehlenswert, die Großbuchstaben durch
Verstärkung der Senkrechten optisch auszugleichen, während die Kleinbuchstaben an den waagerechten
Buchstabenteilen reduziert werden.
Blockantiqua
(Tafel 13)
Bei der Blockantiqua, auch als ungleichschenklige Blockschrift bezeichnet, handelt es sich um eine ver¬
einfachte Antiqua. Nur deren auffallendstes Merkmal, der Wechselzug, ist beibehalten. Es fehlen die
„Köpfchen" und „Füßchen" und damit auch die verdickten Endungen der Haarstriche. Dieser
Mangel macht sich vor allem bei den Versalien bemerkbar. Es fehlt den Haarstrichen der entschie¬
dene Abschluß und dem Gesamtbild die gleichmäßige Schwarz-Weiß-Verteilung. Die Haarstriche sollen
deshalb im Verhältnis zu den Druckstrichen nicht zu dünn sein. Weniger als die Hälfte dürfen sie
nicht messen. Es entsteht sonst ein Schriftbild, das aus der Ferne undeutlich und Verblasen wirkt.
An unserem Gegenbeispiel in Bild 67 wird das schon beim Betrachten aus einiger Entfernung er¬
kennbar.
VORLAGENHEFT
Bild 67. Gegenbeispiel. Zu großer Unterschied in den Balkenbreiten ergibt eine ungleiche Schwarz-Weiß-Verteilung
Auf unserer Tafel sind die Haarstriche zu den Druckstrichen in das Verhältnis des Goldenen Schnittes
gesetzt. Die Balkenbreite der Versalien beträgt Ve der Höhe. Ihre Breite ist wieder in Balkendicken
angegeben. Die Außenform aller runden Buchstaben ist hier ein zirkelgerechter Kreis. Da die O-Formen
nur an einer Stelle die volle Balkenbreite erreichen, müssen sie dort bei allen Wechselzugschriften etwas
breiter als die senkrechten Balken sein. Die Mittelbalken sind nur zum optischen Ausgleich ganz
wenig höher gelegt.
Der Abstand der Schenkel beim kleinen n beträgt 1V2 Balkenbreiten. Die innere Rundung von h, m,
n und u ist ein Halbkreis. Die äußere Rundung läßt sich mit dem Zirkel nicht bilden. Sie muß frei¬
händig gezogen werden. Das gilt für alle Schriften. Die Kreise von a, b usw. werden bei dieser Schrift
von den Senkrechten um V« Balkenbreite überschnitten, während man bei den gleichschenkligen Schrif¬
ten besser die volle innere Rundung gibt. Das Beispiel „Sportzeitung" zeigt diese Schrift mit kleinen
Abweichungen beim r und z, die in diesem Zusammenhang besser am Platz erschienen.
BIBLIOTHEK
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Bild 68. Kräftige Antiqua
Wiener Blockschrift
(Tafel 14)
Aus den Proportionen dieser Schrift läßt sich auch eine etwas kräftigere Blockschrift als auf Tafel 13
bilden Ebenso gibt sie die Grundform für eine sehr brauchbare kräftige Antiqua. Das untenstehende
Beispiel „BIBLIOTHEK" zeigt, daß hierzu nur Köpfchen und Füßchen auszubilden sind
Ltae enggestellte Blockschrift wird auch als steile Blockschrift, Vertikalschrift oder Engschrift bezeich¬
net Bekannt ist ihre Verwendung bei der Reichsbahn. Vielfach finden wir sie auch auf Verkehrs-
scniidern, an Industrieanlagen usw. Sie ermöglicht bei beschränkter Breite eine größere Schrifthöhe
als die runde Blockschrift, steht dieser aber an Lesbarkeit nach.
Ihre Einteilung ist, sofern man keine besondere Ansprüche stellt, vereinfacht. Die Mehrzahl der
Buchstaben hat die gleiche Breite. Die Schrägen gehen immer etwas über die normale Buchstaben¬
breite hinaus Die abwerbenden Buchstaben sind auf der Tafel in ihrem Verhältnis zum Normalbuch¬
staben bezeichnet.
Feuergefährlich!
Bild 69. Wiener Blockschrift
In der einfachsten, hier gezeigten Ausführung sind Balkenbreite, Schenkelabstand und Buchstaben¬
abstand gleich. Das n ist doppelt so hoch als breit, also 6 Balkenbreiten hoch. Für die Oberlängen,
die bei den Steilschriften verhältnismäßig niedriger gehalten werden, sind 2V2 Balkenbreiten ange¬
nommen Hoher sollte die steile Blockschrift möglichst nicht gezogen werden. Nach unten liegt die
Frenze bei 5 Balkenbreiten, wie das Beispiel „Feuergefährlich" zeigt.
Die Wiener Block läßt sich natürlich auch lichter oder fetter bilden. Das Schriftbild wird zusammen¬
hangender, wenn die Buchstabenabstände auch hier um ein Geringes (höchstens ein Achtel) schmaler
gehalten werden als die Schenkelabstände. Bei größeren Schriften ist ein leichter optischer Ausgleich
wie ш Bild 51 gezeigt, zu empfehlen. б
Zu beachten ist daß nach dem r und f nur der halbe Buchstabenabstand einzusetzen ist. Vor und
nach Schrägen (beim k, v usw.) ist V* des Abstandes abzuziehen. Da die Schrägen an jeder Seite noch
T*. \uber¿ie Normalbreite des Buchstabens hinausgehen, bleibt ein tatsächlicher Abstand von
/2 ieil, beim Zusammentreffen von 2 Schrägen nur V«.
Bei der Anwendung des gemischten Alphabets muß für die Großbuchstaben die gleiche innere Propor¬
tion wie bei den Kiembuchstaben erstrebt werden. Bei richtig angepaßter Balkenbreite ist es nicht zu
TTVÌ' f , Schenkelabstand etwas größer wird. Die Großbuchstaben hält man um V. breiter
als die Kleinbuchstaben.
Stilecht wird diese Schrift nur, wenn für die runden Buchstabenverbindungen statt eines Halbkreises
ein flacherer Bogen verwendet wird, der sog. Korbbogen. Auch er muß eine Kleinigkeit über die Zeilen-
hnien hinausgeführt werden, aber weniger als sonst bei der Kreisform. R und К können in geeigneten
Fallen auch nach dem Muster der Tafel 15 geformt werden.
Steile Blockantiqua
(Tafel iS)
Der Aufbau dieser Schrift ist der gleiche wie auf Tafel 14. Die Buchstaben sind nur im Wechselzug
gebildet und aufgelichtet. Gleich dem Beispiel „Handwerk" können sie auch fett gestaltet werden Die
Bogen werden manchmal noch flacher gehalten oder gehen sogar in die Waagerechte über
Wegen der fast durchweg gleichen Breiten eignet sich diese Schrift besonders zur Sperrung. Es entsteht
dann durch rhythmische Wiederholung gleicher Maße eine dekorative Wirkung, die allerdings auf
Kosten der Lesbarkeit geht.
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