ANTON)
BODENTHAI
p. M. B/H[
Bild 56. Der Ausgleich von Wortanfang und -ende
bei der symmetrischen Anordnung
ziertes Gebilde, als daß sie sich vollkom¬
men in Maßteilen ausdrücken ließe. Die
Einteilung kann also nur mehr oder
weniger genaue Anhaltspunkte geben. Sie
soll als Hilfsmittel, aber nicht als starres
Schema betrachtet werden.
Die Einteilungsmöglichkeiten sind zahl¬
reich. Jeder Schildermaler hat hier sein
System, das er sich in der Praxis ent¬
wickelt hat. Je nach dem vorliegenden
Falle wird er aber auch verschieden vor¬
gehen. Wesentlich ist, schnell und vorteil¬
haft zum Ziele zu gelangen.
Am leichtesten teilen sich die Steilschriften ein, da die meisten Buchstaben gleiche Breiten haben. Mehr
Schwierigkeiten bieten die rund gebildeten Schriften. Es gibt hier mehr Ausnahmen. Am kompli¬
ziertesten ist die Einteilung der Versalienschriften. Hier sind die Buchstaben bei den runden Schriften
von sehr unterschiedlicher Breite. Außerdem ist der Ausgleich der Buchstabenabstände wegen der
ungleichen Außenkontur der Schriftzeichen besonders- sorgfältig vorzunehmen. Die Kleinbuchstaben
gleichen sich in ihren Formen mehr an und bieten deshalb weniger Schwierigkeiten,
Eine grobe Einteilung für Versalien, z. B. für kleinere, frei geschriebene Schriften, erhält man auf
folgende Weise. Die Buchstaben werden in vier Gruppen eingeteilt: O, Q, G, M und W und zählen
4 Teile + 1 Teil Buchstabenabstand = 5 Teile. H, N, U, D, C, Z, A und V zählen 3 Teile + 1 Teil
Buchstabenabstand = 4 Teile. E, F, L, B, P, R, S, J, K, T, X und Y zählen 2 Teile + 1 Teil Buch¬
stabenabstand = 3 Teile, I zählt 1 Teil + 1 Teil Buchstabenabstand = 2 Teile. Als Wortabstand
werden 3 Teile eingesetzt.
Diese Einordnung weicht etwas von den Feststellungen ab, die wir im Abschnitt „Das Skelett der
Buchstaben" machten. Der Grund liegt darin, daß hier die ungleiche Außenform der Buchstaben schon
etwas berücksichtigt wurde, z. B. die seitlichen Hohlräume beim T und die Auswirkungen der Schrä¬
gen beim W, X usw.
Für den Anfang schreibe man
sich am besten den Text auf
und setze die Viertelteile dar¬
unter. Beim letzten Buch¬
staben ist der Abstand weg¬
zulassen.
Nach Abzug eines genügend
breiten Randes wird der zur
Verfügung stehende Raum
durch 48 geteilt. Beispiel:
Die Fläche ist 100 cm breit.
An jeder Stelle sollen 15 cm
Rand bleiben. Für die Schrift
stehen also 70 cm zur Verfügung. 70:48 ergibt bei einer Ausrechnung von 2 Dezimalstellen aufge¬
rundet 1,46 cm. Der Einfachheit halber nehmen wir 1,5 cm an. Die dann verbleibenden 14 cm genügen
als seitlicher Abstand. Müssen die 15cm unbedingt eingehalten werden, z.B. wegen gleichen Ab¬
schlusses mit anderen Zeilen, dann muß es bei 1,46 cm bleiben. Ein Abmessen wäre praktisch unmög¬
lich. In solchen Fällen nimmt man vielmehr 10 Teile, das sind hier 14,6 cm und teilt diese mit dem
Stechzirkel durch 10. Die Teile markiert man sich auf einem Streifen von dickem Papier oder dünnem
Karton. Ein Numerieren der abgesetzten Teile erhöht die Übersicht.
Bei der Festlegung der Zeilenhöhe geht man vom О aus. Soll die Schrift vom Kreis abgeleitet sein,
so beträgt die Höhe 4 Teile, bei einer Ableitung vom Oval entsprechend der gewünschten Proportion
4V2 bis ^/2 Teile.
SCHILDERMALEREI
3 5
3 3 3 3 1 = 48 Teile
ШгЖШШЩЩЙ
3
Bild 57
Grobe Einteilung einer Versalienschrift (Einteilstreifen dreimal vergrößert)
ЗО
Auf der Schildfläche werden nun die Teile entsprechend der Breite abgesetzt. Die Einzeichnung der
Buchstaben erfolgt in freier Weise mit dem Bemühen um möglichst guten Ausgleich. Es ist also nicht
möglich, sich genau an diese primitive Einteilung zu halten (Bild 57). Mit Hilfe dieses Skeletts kann
der Geübte in freier Technik schreiben. Die Schrift kann aber auch vorher noch bis in die Einzelheiten
durchgezeichnet werden.
Die oben angeführte Unterteilung der Versalien gilt nur für rund oder oval gebildete Schriften. Bei
den Steilschriften weichen nur M, W, I und J von der normalen Breite ab. Die steilen Blockschriften
wirken jedoch nur bei genau gleichen Maßen gut, während die runden Schriften nach klassischem
Vorbild noch eine gewisse Freiheit zulassen. Man teile deshalb Steilschriften lieber nach einem der
weiter unten mitgeteilten Systeme ein.
Eine entsprechende grobe Einteilung von Kleinbuchstaben sieht folgendermaßen aus: i, 1, t und
f = 1 Teil; m und w = 3 Teile; r = 1V2 Teil; alle übrigen Buchstaben = 2 Teile.
Der Buchstabenabstand ist hier mit eingerechnet. Zur Worttrennung dienen 2 Teile. Für die Gro߬
buchstaben werden je nach deren Breite 2 bis 3 Teile eingesetzt. Beispielsweise ergibt das Wort
Dekorationsölfarben
3 2 2 2I^2II2 2 22II2l|22 2= 34 Teile
MdilrilildrlsMdrihldrf
1 1 1
1 1^ 2
Bild 58
Grobe Einteilung einer Kleinbuchstabenschrift (Einteilstreifen dreimal vergrößert)
Zur Erzielung einer aus dem
Kreis entwickelten Schrift
muß die Höhe der Kleinbuch¬
staben etwas weniger als
2 Teile betragen. Man ziehe
den achten Teil ab. Bei ande¬
ren Schriften hält man die
Zeilenhöhe der gewünschten
Proportion entsprechend. Es
wird nun in der oben be¬
schriebenen Weise die Teil¬
breite festgestellt und eingeteilt. Das Ergebnis zeigt Bild 58. Für eine genaue Aufzeichnung oder Pause
genügt eine solche primitive Einteilung natürlich nicht. Hierfür sollen zwei weitere Möglichkeiten be¬
sprochen werden. Die erste besteht im Zusammenzählen der Balkenbreiten. Es ist der vorteilhafteste
Weg zum Einteilen von Versalienschriften.
Zunächst muß man sich über die Verhältnisse des grundlegenden H-Buchstabens Klarheit verschaffen,
z. B. Balkenbreite x/7 der Höhe, Schenkelabstand 3 Balkenbreiten. Das ergibt eine Buchstabenbreite
von 5 Balkenbreiten, die wir kurz als Teile bezeichnen. Gleichzeitig mit der Buchstabenproportion
wird der Buchstabenabstand festgelegt. Wir wollen für ihn 2 Teile rechnen. Es soll dies der normale
Abstand zwischen zwei Senkrechten sein. Bei anderer Außenform der Buchstaben verringert er sich
entsprechend.
Für die einzelnen Buchstaben werden nun die Teile eingesetzt, die ihre Breite erfordert. Dazu muß
man natürlich die Struktur der Schrift beherrschen. Auf unseren Tafeln sind, soweit es notwendig
ist, die Teilzahlen angegeben.
An Hand eines Beispieles wollen wir den Einteilungsvorgang verfolgen. Die Teile für die Buchstaben
und die Abstände werden gesondert aufgeschrieben:
HANDELSBANK
6 5* i\
4
3 3 4
2 12
3
6 Sj 5
= 66 Teile
Bei der Feststellung des Buchstabenab¬
standes muß man die Außenform der
Buchstaben in Rechnung ziehen. Zwi¬
schen H und A genügt wegen des schrägen
Verlaufes des A-Schenkels V2 Teil. Der
Normalabstand trifft dann die Schräge in der Mitte. Für die Rundung des D ist 3U Teil abgesetzt. Am
E, S und В sind beide Seiten als Senkrechte zu betrachten, wenn die Rundungen bzw. die waage¬
rechten Balken des E etwas über diese Begrenzung hinausgeführt werden. Andernfalls muß eine
Kleinigkeit vom Normalabstand abgezogen werden, besonders bei mageren Schriften. In diesem Falle
rechnen wir das E nur 3 Teile wie das L, obwohl es 3 / Teile haben könnte, und verlängern die
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