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Bild 45
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Bild 46
Bogens (2) abzufangen. Dieser droht ihn nach links wegzudrücken. Das Kanzlei-N ist statisch
fest (b). Der gekrümmte Balken (3) drückt die Kraft aus, mit der er die Last des abschwingenden
Balkens auffängt. Er setzt außerdem an einem günstigeren Punkte an. Im Schwabacher-N (c) tragt
der senkrechte Balken (4) ohne Mühe den fast waagerechten Querbalken, der nicht so schwer lastet
wie der geschwungene des Kanzlei-N. Diese Beispiele zeigen, daß die verschiedenen Alphabete nicht
willkürlich geformt sind, sondern daß ein gesetzmäßiger Zusammenhang ihrer Formelemente besteht.
Der Buchstabenabstand
Der normale Buchstabenabstand wird im Hinblick auf den Schenkelzwischenraum des H (bei Ver¬
salienschriften) oder des n (im gemischten Alphabet) bestimmt. Er wird heute meist zu knapp bemessen;
dadurch wird der freie Ablauf der Schriftformen gehemmt. Der Abstand darf aber auch nicht zu weit
sein, sonst verliert das Wort seinen Zusammenhang. Soll das Wortbild einen gleichmäßigen Fluß zeigen,
dann müssen alle Balkenabstände gleich weit erscheinen. Es ist aber zu bedenken, daß die Buchstaben¬
schenkel miteinander verbunden sind. Das bedingt eine Einschränkung der Fläche zwischen ihnen.
Außerdem runden sich die meisten Balken nach innen und vergrößern so die Fläche der Buchstaben¬
zwischenräume. Der normale Abstand der beiden Senkrechten von n und i, von dem auszugehen ist,
muß also etwas geringer sein als der Schenkelzwischenraum.
Im Verhältnis zur Schenkelbreite gesehen, wird der Abstand bei mageren Schriften also größer, bei
fetten Schriften geringer sein als die Breite der Schenkel. Der Abstand ist richtig gewählt, wenn die
Buchstabenausschnitte in ihrer
m Wirkung „neutralisiert" sind.
Alle klassischen Vorbilder folgen
diesem Gesetz. Man sehe sich dar¬
aufhin unsere geschichtlichen Bei¬
spiele an. Ausnahmen aus deko-
Bild 47 с u , 1 • и rativen Gründen sind zwar mög-
Das Verhältnis des Buchstabenabstandes zum Schenkelzwiscnenraum 11. w7-
lieh, aber selten angebracht, wir
sprechen darüber später. Dekora¬
tive Gesichtspunkte sind auch bei einer Sperrung der Schrift maßgebend. Diese muß dann aber ent¬
schieden durchgeführt werden. Ihre Behandlung wird an anderer Stelle besprochen.
Wegen der ungleichen Außenform der Buchstaben müssen die Zwischenräume ausgeglichen werden.
Nicht das Maß zwischen ihren äußersten Punkten soll gleich sein, sondern wenigstens annähernd
die Fläche zwischen den Buchstaben.Es entsteht sonst ein unausgeglichenes Schriftbild, wie auf Bild 25.
Das Bild 48 zeigt, wie beim Ausgleich verfahren werden muß. Der Abstand zwischen zwei Senk-
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■ Normale Abstände
Ausgeglichene Abstände
Normale Abstände
Ausgeglichene Abstände
Bild 48. Schematische Darstellung des Ausgleichs der Buchstabenabstände
rechten ist der Normalabstand. Alle Runden überschneiden diese Abstandslinien ähnlich wie das
n vom о überschnitten wird. Aber auch die Schrägen greifen darüber hinweg, ebenso die betroffe¬
nen Balken von Buchstaben, die seitlich Hohlraum aufweisen, wie C, K, L, T, Z usw. Auch nach
dem E verringert sich der Abstand um eine Kleinigkeit, vor allem bei den mageren Schriftformen. Man
ersieht aus unserem Bild, daß diese Hohlräume nicht ganz zu den Zwischenräumen gerechnet werden
können, zum Teil gehören sie zu den Grundausschnitten. Das В wird in Verbindung mit Versalien
meist nur soviel über die Normallinie geführt, wie sich der untere Bogen gegenüber dem oberen vor¬
wölbt. Folgt jedoch ein Kleinbuchstabe, so ist es wie ein о zu behandeln.
Bei enger Stellung der Buchstaben kann es vorkommen, daß die Buchstabenzonen sich überschneiden,
z. B. beim LT oder AT. Es ist dann also rechnerisch kein Buchstabenabstand mehr vorhanden. Die
Gesamtlänge des Wortes wird sogar etwas verringert. Bei enggestellten Wörtern, die sich überhaupt
schwerer ausgleichen lassen als weitgestellte, kann man auch die Balken von L und T etwas ver¬
kürzen. Bei Platzmangel können auch E und F etwas schmaler als gewöhnlich geformt werden.
Die Füßchen der' Antiqua beeinflussen
den Buchstabenzwischenraum nicht.
Nur die Klötze der Egyptienne spre¬
chen stärker. Hier muß man zum Aus¬
gleich die Rundungen besonders ent¬
schieden über die normalen Abstands¬
linien führen. Vor allem machen sich
die Füßchen oder Klötzchen bei den
Steilschriften bemerkbar. Hier sind
auch die leichten Abrundungen der
Buchstabenteile, die keine Füßchen
tragen, mit zu berücksichtigen (Bild 49).
Bild 49
Der Einfluß der Klötzchen an Steilschriften
auf den Buchstabenabstand
Bild 50. Der Einfluß der Brechungen
auf den Buchstabenabstand
Bild 51. Der Einfluß der Abrundungen
auf den Buchstabenabstand der steilen Blockschrift
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