Auch alle anderen Buchstaben des Alphabets erhalten eine Breitenausdehnung, die sie optisch gleich¬
wertig macht. Nach Möglichkeit sollen sie zwar in Gruppen von gleicher Breite zusammengefaßt
werden, aber nur soweit es ihre gesetzmäßige Bildung zuläßt. Wie unharmonisch ein Schriftbild wirkt,
dessen Buchstaben schematisch auf das gleiche Breitenmaß gebracht sind, zeigt unser Bild 25.
HOFGEBÄUDE
Bild 25. Gegenbeispiel, in Breitschrift DIN 1451 gezeichnet. Die Buchstaben haben alle gleiche Breite und füllen so das
Quadrat voll aus. Dennoch wirken sie durchaus ungleich. F, E und В erscheinen übermäßig breit, ohne daß es durch ihre
Zeichenform bedingt wäre, О und G wirken lächerlich schmal. In diesem Wort sind noch weitere Formfehler zu finden,
die aus einer grob-schematischen Zeichnung entstanden sind.
Es gibt allerdings auch Schriftarten, die eine weitgehende Angleichung der Buchstabenbreite zu¬
lassen. Es sind dies die Steilformen der Schrift, über die wir später sprechen wollen.
Auf Bild 2.6 haben wir die 26 Buchstaben des Alphabets in 7 Quadrate eingeordnet, um ihr Verhält¬
nis zueinander deutlich zu machen (das 8. Quadrat bringt nur eine Abwandlung).
Schema a zeigt H und N. Sie nehmen die gleiche Breite ein.
Schema b vereinigt die vom großen Kreis abgeleiteten Buchstaben O, Q, C, G und D. Die Senkrechte
des D könnte auch um ein Achtelteil weiter nach links gerückt sein, wie es dem Verhältnis von H
und О entspräche. Als Antiquabuchstabe wird es auch so gezeichnet, in der Skelettschrift würde es
jedoch zu breit wirken. Seine Rundung ist hier als erweiterter Halbkreis zu betrachten. Das G kann
auch vollkommen rund, ohne die senkrechte Abflachung geformt werden.
Im Schema с nehmen E, F und L die halbe Breite des Quadrates ein. Das К springt weiter vor, da
es seine volle Breite nur an 2 Punkten erreicht.
Ebenfalls in halber Breite des Quadrates bewegen sich B, J, P, R und S im Schema d. B, P und R
werden mit Halbkreisen gebildet, die durch eine geradlinige Fortsetzung erweitert sind. Der schräge
Balken des R springt etwas vor, um den oberen Buchstabenteil besser stützen zu können. Das S wird
aus 2 Kreisteilen entwickelt. An diesen Ursprung ist bei der Bildung des S stets zu denken. Nur so
entsteht eine schöne Form.
T, X, Y und Z im Schema e nehmen die gleiche Breite ein wie H und N. X und Y sind also etwas
schmaler als das gleichfalls aus schrägen Balken gebildete A. Ihre Winkelformen nehmen nur die
halbe Höhe des Quadrates ein und würden sonst zu breit ausfallen. Dagegen wird das U zum X in
gleiche Beziehung gesetzt wie H zum A. Da es gleichsam aus einer Linie zusammengebogen ist und
keine sonstige Querverbindung hat, wird es meist etwas schmaler als das H gezeichnet. Um das
gleiche Maß wie das U schmaler, kann das N breiter als das H gezeichnet werden. Sein schräger
Balken verlangt nach ausgiebigem Raum.
Schema / enthält A und V mit gleicher Breite. Beide Buchstaben sind etwas breiter als das H. Sie
dürfen aber nicht die ganze Breite des Quadrates einnehmen. Das Auge würde bei so breiter Stellung
das Gefühl des Auseinandergleitens beider Schenkel haben. Durch Ergänzung des V wird das M
gebildet. In leichter Schräge werden die Balken des V abgestützt. Das M nimmt damit die volle
Breite des Quadrates ein. Es können auch senkrecht stehende Balken verwendet werden. Die leicht
schräge Stellung ist jedoch bei weitem besser. Der Buchstabe wirkt statisch überzeugender. Die Balken
beim M dürfen niemals parallel gestellt sein, wie leider oft zu sehen ist. Ein so gezeichneter Buch¬
stabe wirkt unorganisch.
Dagegen wird das W aus zwei gleichen Winkeln gebildet (Schema g). Es darf die Quadratbreite
etwas überschreiten. Keinesfalls darf es aber aus zwei normal breiten V zusammengesetzt werden.
Es ist nicht notwendig, alle Schrägen im Alphabet parallel zu zeichnen. Uberbreite Buchstaben müssen
etwas zusammengehalten werden.
Das W kann auch aus zwei ineinandergeschobenen, normalbreiten V gebildet werden, wie Schema h
zeigt. Diese Grundform wird z. B. bei einigen Antiquaschriften angewendet.
12
DAS
SKELETT
DER
SCHRIFT
a)
HN b) CDGOQ
EFKL
BJPRS
ITUXYZ
f)
AMV
■ lSIJ^I
i) Ovale Form
gl
w
k) Runde Form
h)
W
¡ЫНГЛ
I lllfil
Ib** *M
I) Steile Form
Bild 26. Das Skelett der Schrift