Angesichts des Chaos, das die Formate der Geschäftskarten zeigen — es ist
hier noch ärger als unter den bisherigen Geschäftsbriefformen — erscheint
dieallgemeine Annahme und Befolgung der h ¡er vorgebrachten, vom Normen¬
ausschuß befürwortetenVorschläge dringend geboten. Wer seiner Geschäfts¬
karte die Kopfleiste nicht anfügen will, sollte sich jedenfalls wenigstens des
Normformats A7 bedienen.
DIE BESUCHSKARTE
Die private Besuchskarte trägt natürlich keine Kopfleiste. Größte Sachlich¬
keit: Beschränkung auf die notwendigen Angaben ist auch hier die Voraus¬
setzung für eine einwandfreie Gestaltung. Da es aus'verschiedenen Gründen
wünschenswert ist, daß die Formate der Geschäftskarte und der privaten
Besuchskarte genau übereinstimmen, sollte als Format ausschließlich
das Format DIN A7 (74x105 mm) benutzt werden. Die frühere Unter¬
scheidung eines „Damen"-und eines „Herren"-Formats und deren zahlloser
Nuancen muß fallen, sie ist heute sinnlos geworden und überdies unzweck¬
mäßig. Beispiel:
Jan tschichold
00
Ю
(M
г^
Ю
C\l
CD
CO
CO
£_
О
<п
о.
CO
5
с
с
-С
о
а
E
Besuchskarte ¡m Normformat (DIN A7, 74X105). Schwarze Schrift aul Weill.
Originalgröße.
154
WERBSACHEN
ZETTEL KARTEN BLÄTTER PROSPEKTE KATALOGE
Es ¡st schwer, allgemeine Normen über die Gestaltung von Reklamedruck¬
sachen aufzustellen, da dies eigentlich der ganzen Art der Materie wider¬
spricht. Die Reklame besteht nur durch Vielfalt, Abweichen von der Regel,
durch Überraschungen. Mit Recht würde man sich gegen eine allzuweit
gehende Beschränkung der Gestaltungsmittel wehren,
Format
Auf einem Gebiete freilich ist der Kampf gegen die Norm sinnlos: es wäre
kurzsichtig, wenn man die alte Formatfreiheit noch weiter beibehalten
wollte. Der Einwand, daß man ebenso wie durch denText selbst, seine typogra¬
phische Form, durch die Photographie und die Farbe auch durch das Format
wirken könne, ist nicht stichhaltig. Es wird derWunsch einesjeden sein, der
eine Werbsache in die Welt schickt, daß sie nicht achtlos weggeworfen,
sondern aufmerksam gelesen und womöglich aufbewahrt werde. Nur in sel¬
tenen Fällen entschließt man sich sofort zum Kauf. Wenn man sich für den
angebotenen Gegenstand interessiert, so wird man vielfach den Prospekt
aufheben, um bei passenderGelegenheit darauf zurückzukommen. Die Werb¬
zettel, Prospekte, Kataloge häufen sich; sie beginnen eine Vielheit zu bilden,
die ihren Zweck verfehlt, wenn sie nur mit Mühe geordnet bleiben und man
nurschwerz. B. einen bestimmten Prospekt wieder herausfinden kann. Auch
ist das Streben, durch das Format die Werbsache auffällig zu machen, in
dem Augenblick sinnlos, wo allen es gemeinsam ist. Ganz kleine, vornehm
sein wollende Formate verschwinden unter den größeren, und die Riesen¬
formate erregen durch ihre Ausmaße das Mißfallen dessen, der sich mit
ihnen belasten muß. Überdies bewirken die verschiedenen Formate, daß
jedes einzelne nach kurzer Zeit durch Zerreißen oder andere Schäden un¬
ansehnlich wird. Leider sind heute noch unter 100 Werbsachen, wie man
sie auf Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen sammeln kann, 95 ver¬
schiedenen Formats. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn die Formatnor¬
mung gerade auf diesem Gebiete restlos durchgeführt würde. Für den Emp¬
fänger der Werbsachen wäre es eine Erleichterung seiner Arbeit, und für
den Fabrikanten stellt dieser Umstand wiederum eine Empfehlung und damit
eine Verdienstchance dar.
Die Einführung der Normformate auch für Werbsachen bringt alle Vorteile
der Formatnormung mit sich: größere Wirtschaftlichkeit, eine wirkliche Or¬
ganisation der Drucksachenproduktion usw. Außerdem stimmen die Norm¬
formate der Drucksachen dann mit den Größen der Geschäftsbriefe, der
Kartelkarten in Normformaten, Zeitschriften im Normformat usw. überein,
159