DER GESCHÄFTSBRIEF*
Der Briefbogen ¡st eine der Hauptaufgaben des Akzidenzsetzers und verdient
darum eine ausführliche Betrachtung.
Noch gegenwärtig werden die meisten Briefbogen in verschiedensten Formen
und Größen hergestellt. Vergleicht man eine größere Anzahl Geschäftsbrief¬
bogen von heute, so werden, augenblicklich, die meisten noch das alte
Quartformat, ein Teil „Privatformate" und ein kleiner Rest Dinformat haben.
Da früher eine Formatnorm fehlte, konnten die alten Briefbogen eben so
verschiedene Formate zeigen.
Der Brief ist nicht nur das wichtigste Instrument der geschäftlichen Verstän¬
digung. Darüber hinaus enthält er oft Preisangaben, Verträge und Abmachun¬
gen, die sein Wiederaufsuchen im Ordner, in den er nach seiner Beantwortung
gelangt, notwendig machen können. So wird der Brief zum Teil einer Vielheit,
der Korrespondenz. Ohne Ordnung ist eine solche Vielheit nicht zu beherr¬
schen. Das alte Quartformat und die verschiedenen Sonderformate, zu denen
noch das alte Folioformat (ein Normversuch der Behörden) kam, erschweren
durch ihre seh г verschiedenen Breiten und Höhen das Wiederauffinden, wenn
sie es nicht ganz unmöglich machen.
Erste Voraussetzung für eine zweckmäßige Gestaltung des Briefverkehrs war
also die Festlegung eines Einheitsformats. Dieses Normformat hat der
Normenausschuß mit dem Normblatt476 geschaffen. Für den Geschäftsbrief
kommt das Format A4 (210x297 mm) in Frage, eine sehr handliche und an¬
genehme Größe. Die Behörden haben es schon seit Jahren an Stelle des
alten Folioformats als Reichsformat eingeführt, und auch die Wirtschaft be¬
dient sich seiner mehr und mehr. Selbst Private bevorzugen schon heute
das neue Format. Das Dinformat A4 ist etwas höher als das alte Quartformat
und hat mit dem Folioformat die Breite gemeinsam. Es läßt sich sehr bequem
in den alten Briefordnern unterbringen.
Einen nach den neuen typographischen Grundsätzen gestalteten Briefbogen
(im alten Quartformat) von Théo van Doesburg bringen wir als Beispiel einen
ungenormten, sonst aber zeitgemäßen Drucksache, Zur Zeit seiner Ent¬
stehung war das Normformat überhaupt noch nicht bekannt, und Frankreich,
wo der Briefbogen entstand, hat sich bisher auch noch nicht den anderen
• Die in den folgenden Abschnitten eingestreuten Abbildungen von Normblättern verdanken wir der Liebens¬
würdigkeit des Deutschen Normenausschusses (DIN), mit dessen Genehmigung die Wiedergabe erfolgt. Ma߬
gebend ist die jeweils neueste Ausgabe des Dlnblaltes, das durch den BeuthveHag, Berlin S 14, Dresdener
Straße 97, zu beziehen ist.
In diesem Verlag ¡st auch das Büchlein „Formate und Vordrucke" erschienen, das eine wertvolle Ergänzung
dieses Buches darstellt (Preis 1,20). Typographisch ¡st es freilich von erstaunlich geringer Qualität, und vor
der Benutzung der dort abgedruckten Beispiele normierter Briefe usw, als Vorbildern muß geradezu gewarnt
werden. Beides stellt Indessen seinen rein praktischen Nutzen nicht in Frage.
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THEO VAN DOESBURG: Briefbogen (nicht genormt)
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