ist auch ein g eisti ge r Ausdruck unseres Weltbildes. Es heißt also zunächst
die geistigen Grundlagen verstehen lernen, wenn man ihre Ausdrucksweise
gerecht beurteilen oder selbst in ihrem Sinne gestalten will.
Die eingefügten Beispiele, die mit verschwindenden Ausnahmen praktisch
Verwendung fanden, wollen nichts sein als Beweise dafür, daß die Anwendung
der neuen typographischen Grundbegriffe zum ersten Male Arbeiten ermög¬
licht, die den Forderungen unserer Zeit nach Reinheit, Klarheit, Zweck¬
mäßigkeit und Totalität entsprechen.
Für den modernen Menschen, dessen Weltbild kollektiv-total, nicht mehr
individuell-spezialistisch ist, bedarf es keines besonderen Nachweises fü-r
Richtigkeit der Berührung von Randgebieten: der modernen Malerei und
der Photographie. Es schien mir darum angebracht, einiges über dieses
neue Weltbild, dessen geistiger Konzeption die neuen Formen auf allen
Gebieten menschlichen Schaffens entspringen, vorauszuschicken.
Dank gebührt dem Verlag des Bildungsverbandes, der sich schon durch
die Herausgabe des Hefts „elementare typographie" ein Verdienst um die
Förderung zeitgemäßer Typographie erworben hat und der weitblickend und
großzügig die Herausgabe auch dieses Buchs ermöglichte,
München, Juni 1928. JAN TSCHICHOLD
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WERDEN UND WESEN DER NEUEN TYPOGRAPHIE