Falsch!
Scheinbar sehr „sachliche"
Form, die aber bei näherem
Zusehen doch nur ganz äußer¬
lich ist und nicht demText ent¬
spricht. In der Mitte des Briefs
hat man größte Mühe, an der
richtigen Stelle we ite rzulesen.
Gewisse Erscheinungsformen
der absoluten Malerei sind,
rein äußerlich begriffen, in
diese Typographie übernom¬
men worden, aber Typogra¬
phie ist keine Matereil
J. HERRMANN JUNIOR
MÜNCHEN. SCHIUlEHSTHASSE .11 IS IEl5'H3«.5UII6
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bereit, Ihnen in dieiem Falle besondere Vergün-
sligungen einzuräumen. К o sien voran schlage und
beile Referenzen jederzeit gerne zu Diensten.
Mit vorzüglicher Hochachtung
HERRMANN JUNIOR
sehen Arbeiten entliehene, nur äußerlich begriffene Formen sinnlos an.
Ein ähnliches Beispiel ist die zweifarbige Geschäftsempfehlung auf dieser
Seite. Auch hier eine vorausgewußte, äußerliche Form, die nicht aus dem
Text und seiner logischen Gliederung entwickelt wurde, und ihr daher ins
Gesicht schlägt. Mangelhaft ist weiterhin das Fehlen farbiger Kontraste, das
das blasse und langweilige Aussehen des Ganzen hervorruft.
Ganz schlimm 1st der Zeitschriftenumschlag auf der gegenüberliegenden
Seite. Eine Form, die „technisch" sein will, aber dem Wesen der Technik
vollkommen widerspricht. Hier überall mischt sich schon jene „Kunst" ein,
die wir bekämpfen — eine Künstlichkeit, die am Wesentlichen vorbeisieht
und nur eine schöne Form machen will, die dann eben zu oft dem Zweck
nicht mehr entspricht. Die Phantasie muß sich auf der Basis der realen
Forderungen entwickeln, wenn es sich um die Gestaltung der Wirklichkeit
handelt. (In der Malerei ist es anders: dort sind ihr keine Fesseln angelegt,
weil die Aufgabe zweckentlöst ¡st.)
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Vielfach trifft man auch eine Verwendung historischer Schriften (Schwa¬
bacher, Gotisch, Fraktur) In der Art zeitgemäßer Typographie an, Es ¡st aber
falsch, diese historischen Formen anzuwenden — sie sind unserer Zeit
fremd und können höchstens in einer ihrer Zeit gemäßen Welse angewandt
werden. Können Sie sich einen Flieger mit Vollbart vorstellen?
Der Übergang positiver in negative Schrift, den zuerst Gebrauchsgraphiker
angewendet haben, ¡st auch zuweilen in rein typographischen Erzeugnissen
Falsch!
Das Wort „Revue" in schwer lesbaren, sehr kompliziert herzustellenden Schrift¬
formen ; sinnlose, rein dekorative Verwendung abstrakter Formen, dazu das fettfeine
Linienkreuz. Der Papiergrund ist an dem Arrangement unbeteiligt. Das Ganze ein
vollkommenes Mißverständnis der Absichten der neuenTypographie. Diese arrangiert
nicht dekorative Formen, sondern gestaltet, - bindet die Gegebenheiten desTextes,
die selbst die einfachsten Formen zeigen müssen, zu einem harmonischen Ganzen.
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