tous le» élégant»
connaissent
Inserat aus der französischen Modezeitschrift „Vogue".
Alle Wörter sind ,klein"geschrleben.
Jahren, ihre Beseitigung und verwies auf die alt- und mittelhochdeutsche
Literatur, die nur die Eigennamen und Satzanfänge großgeschrieben habe.
Er und nach ihm alle Germanisten schrieben und schreiben daher in ihren
Werken nur die Satzanfänge und die Eigennamen groß.
Der ästhetischen Kritik erscheint die Vermischung von zwei so verschieden
gebildeten Schriftarten unschön. Darum verwenden viele Künstler lieber
die Versalien allein, um die Vermischung mit den Gemeinen zu vermeiden.
In Frankreich gibt es neuerdings viele Beispiele einer wieder verselbstän¬
digten Minuskelschriftfsiehe das Inserat auf dieserSeite), hauptsächlich unter
den Modeankündigungen und den Schaufensterinschriften der Modehäuser.
Neben der ausschließlichen Anwendung nur „kleiner" Buchstaben für den
Text kann man die Verwendung der Versalien für die Überschriften und auch
das Umgekehrte (Überschriften aus Gemeinen, Text aus Versalien) beob¬
achten. Hier ist man sehr richtig davon ausgegangen, daß die zwei Alphabete
der Antiqua eigentlich zwei selbständige Schriftstile sind; man verwendet
sie daher neben-, nicht (wie sonst) durcheinander.
Die Neue Typographie lehnt beide Methoden der Änderung des bisherigen Zu-
standes, sowohl die der Anpassung an die internationale Schreibweise als
auch die derTrennung der Antiqua in Groß- und Kleinbuchstaben und deren
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autonome Anwendung ab, wenn sie auch der letzteren Sympathie entgegen¬
bringt, Sie gehtwedervon dem Standpunkt der Germanisten, noch von dem
rein künstlerischen, schon leicht eklektisch angekränkelten der Franzosen
aus. Sie fordert Ökonomie der Schriftformen. Die vollständige Neu¬
schöpfung einerSchrift(wle sie etwa die Stenographie und die Blindenschrift
darstellen) bleibt außer dem Bereich der Möglichkeiten, da eine Veränderung
unserer Schrift von der Grundform aus praktisch undurchführbar 1st. Vor¬
handen bleiben also die beiden Schriftarten der „Groß-" und der „Klein¬
buchstaben". Zwischen ihnen zu entscheiden, kann nicht schwerfallen, denn
die Großbuchstaben scheiden schon wegen ihrer schlechten Lesbarkeit im
fortlaufenden Satz aus. Vor ihnen haben die „Kleinbuchstaben" den großen
Vorteil leichter Lesbarkelt infolge, der ОЪег- und Unterlängen, die die Wort¬
bilder schnell erfaßbar machen.
Die allgemeine Einschriftigkeit (die ausschließliche Verwendung der Ge¬
meinen) würde für die Volkswirtschaft von größter Bedeutung sein (Erspar¬
nisse und Vereinfachungen auf sehr vielen Gebieten), sie würde auch eine
außerordentliche Ersparnis an zwecklos verbrauchter geistiger Energie
bedeuten. Es mögen hier nur genannt sein: Unterricht im Schreiben und
in der Rechtschreibung, große Vereinfachung der Schreibmaschinen und
Schreibmaschinentechnik, Gedächtnisentlastung-, Typenzeichnung, Schrift¬
schnitt, Schriftguß, Setzkasten, Satztechnik usf.
Zugleich mit der ökonomisch bedingten Vereinheitlichung der Schrift und
der Rechtschreibung erhalten wir eine stilistisch einwandfreie Form als
Schrift: die Minuskel. Die wirtschaftlichen Vorteile verbinden sich also mit
der ästhetisch besseren Form.
Zunächst bedarf es also keiner Abänderung der Rechtschreibung als der
Beseitigung des Begriffs der Groß- und Kleinschreibung. Die bisherigen
Schriften können weiter verwendet werden, nur die Versalien kommen in
Wegfall. (Einer vorläufigen Weiterverwendung derVersalien als besonderer
Schriftart könnte man zustimmen.)
Ob aber auf die Dauerdie Kleinbuchstaben, auch die der heutigen Grotesk,
als Form den Ansprüchen und Anschauungen der Gegenwart entsprechen
werden, darf bezweifelt werden. Ihre Form ist immer noch zu sehrSchreib-
form und zu wenig Type, und die Bemühungen der nächsten Zeit werden
daraufgerichtet sein, die Kleinbuchstaben ihres Schreibschriftcharakters
zu entkleiden und sie zur wirklichen Druckform zu machen.
Auch die deutsche Rechtschreibung bedarf, um wirklich zeitgemäß zu sein,
beträchtlicherVeränderungen, die ihrerseits wohl kaum ohne Einfluß auf die
Schriftgestaltung bleiben dürften. Notwendig wäre vor allem die Beseitigung
der allzu starken philologischen (sprachwissenschaftlichen) Belastung, die