und ihr Ideal in einer anderen Zeit oder Formenwelt sucht. Im Gegensatz
zu den Initiatoren des Jugendstils, die wenn auch ohne Enderfolg noch ver¬
sucht hatten,alle Lebensformen IhrerZeit in Einklang zu bringen, beschränkte
sich die Tätigkeit der Buchgewerbekünstler auf das Buch, allenfalls auf die
buchmäßige Zeitschrift, erstarrte schließlich im Eklektizismus und verlor
so ganz und gar die Beziehungen zu den allgemeinen Zeiterscheinungen.
Während sich das Empirebuch in jeder Hinsicht dem damaligen Zeitstil
einfügt, versucht das Buchgewerbekünstlerbuch eine hochwertige Ausnahme'
zu bilden. Es sind fast gar keineVersuche von Lösungen wirklich zeitgemäßer
Aufgaben bekannt. Ein sehr bekanntes Lexikon, erst in den letzten Jahren
erschienen, sieht aus wie eine Enzyklopädie aus dem Rokoko. Man mußfreilich
feststellen, daß auch der Inhalt der von jenerZeit selbst als Höchstleistungen
Titel einerSchriftprobe aus dem
18. Jahrhundert.
Tondruck und braune Schrift.
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■J<-fJ-J\ftff HAN DPROBE VO N S С H RIFTEN DER BUCHDRUCKEREI POESCHEL& TREРТЕ LEIPZIG ' 9 ' 9 CARL ERNST POESCHEL: Titel einerSchriftprobe. Schwarz und Orange. angesehenen Bücher fast nur Literatur aus allen möglichen früheren 27
Zeiten enthält, Themen, die zu ihrem Teil ebenfalls hemmend auf die Buch¬
künstler wirken mußten (die Musterdrucke Hans v. Webers, die Klassiker¬
ausgabe desTempelverlags). Immerhin hat man derArbeitder Buchgewerbe¬
künstler zu verdanken, daß der Sinn für das rein typographische Buch neu
erweckt wurde, und daß heute die Bücher der meisten Verleger im Innern
auf Schmuck verzichten. Das ist indes keine so wichtige Errungenschaft; denn
die reine Sachform ist nur die Mitte zwischen der dekorativen und der gestal¬
tenden Form — Nullpunkt zwischen Minus und Plus. Diese mehr oder weniger
schmucklose Buchform, die aber in ihrem Äußeren durch die Verwendung der
historischen oder der neuen historisierenden Schriften auf Buchformen frühe¬
rer Zeiten zusteuert, ist seit kurz vor dem Kriege zum Standard geworden.