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Kein Entwurf eines „Buchgewerbekünstlers" des 20. Jahrhunderts - sondern die Arbeil eines
einlachen Handwerkers Im 18, Jahrhundert. Auch keine Einladung zu einem Gartenfest, sondern die Bitte
um Teilnahme an einer Totenmesse I
Type (eine ihr etwa formal entsprechende Schreibschrift oder Meißelform
gibt es nicht). An die Stelle der komplizierten Einzel beweg ungen der Mediäval-
Antiqua ist in der Didot-Antiqua eine „typisierte" Linienführung getreten.
Die Buchstaben haben ein beträchtliches von ihrem ursprüglichen Eigen¬
wert zugunsten einer klareren und einheitlicheren Gesamtwirkung abgegeben.
Der neue Stilwille des Empire, der die Entstehung des Typus der Didot-
Antiqua mit sich brachte, führte, unterstützt von diesen neuen Buchstaben¬
formen, zu einer gewissen Erneuerung der Typographie und auch zu einer
neuen Blütezelt derTypographie, die in der Geschichte derTypographie heute
als „klassische" Periode bezeichnet zu werden pflegt.
Bodonl und Didot entwickeln wie Aldus die Buchform aus derType und den
typographischen Formen; die größere Klarheit und Typisierung der neuen
Formen aber ermöglicht eine noch vollkommener „typographische" Gestalt
des Buches, als sie Manutius erreicht hatte.
Dieser letzten Blütezeit der mittelalterlichen Typographie folgt eine Zelt zu¬
nehmenden Verfalls, der schließlich in den 80 er und 90er Jahren des vorigen
20
Jahrhunderts ganz unerträglich wird. Eine gewisse organische Weiter¬
bildung der klassischen Typographie, auf absteigender Linie allerdings, läßt
sich noch bis etwa 1850 verfolgen; von dieser Zeit an löst eine untypogra¬
phische Auffassung die andere ab. Es wird vielfach übersehen, daß sich In
der historischen Entwicklung der französischen Antiqua noch ein Schrift¬
typus anschließt, der der — Grotesk. Ihre Urformen sind in Schriftproben
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zu finden. Die Grotesk stellt den
konsequenten Fortschritt auf dem von Didot eingeschlagenen Wege dar,
Die Buchstaben sind hier sämtlichen Beiwerks entkleidet; ihr Wesen, die
Linienführung des Skeletts, erscheint erstmalig rein und unverfälscht.
Die Erfindung des Steindrucks beeinflußt die typographischen Aufbauele¬
mente: die stark verzierten Lithographieschriften und -ornamente werden
von den Schriftschneidern nachgeahmt; der Buchdrucker setzt seinen
Ehrgeiz darein, Erzeugnisse der doch ganz anders gearteten Lithographie
Beispiel der „freien Richtung"
Aus der Mappe .Internationaler Graphischer Muster-Austausch des
Deutschen Buchdrucker-Vereins" (1889)
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