Welche großen wirtschaftlichen Vorteile sich aus einer allgemeinen Format-
undSatzspiegelnormierung derZeitschriften für das Inserat ergeben würden,
¡st außer der Norm selbst im folgenden Abschnitt beschrieben.
Es gibt einige Zeitschriften, die die gesamte Inseratgestaltung einheitlich
durchführen. Das ¡st natürlich die erfreulichste Lösung des schwierigen
Problems. Viele holländische Architektur-Zeitschriften benutzen z. B. seit
langem ausschließlich die Grotesk, die Prager Zeitschrift „Stavba" die Sor¬
bonne als Inseratschrift. Bei jenen wie dieser ¡st außer fetten Linien jedes
Ornament (auch bloße Linienkombinationen) von vornherein ausgeschaltet.
Der Inseratenteil dieser Zeitschriften macht einen sehr guten Eindruck.
Zeitungsinserat
(Münchener Neueste Nachrichten)
Schlecht Infolge:
des überflüssigen Ornaments,
der zuvielen Schriftarten und Größen (7 I)
der Mittelachsenanordnung,
die das Lesen erschwert und unübersichtlich ¡st,
Kaufmännische
Ausbildung
Private kaufmännische Kurse
Dr. Säbel
Inh. Thérèse Säbel
München, Kaufingerstr. 1412
Telefon 91064
*/7fir/7cb
Halbjahreskurse: Beginn: l. Mai
Unterricht in Einzelfächern. Anmeld, täglich.
Angenehme Zahlungsbedingung. *[18767J2-2
Oasselbe Inserat, geändert
(Jan Tschichold)
Gut durch:
Ornamenti osigkeit,
klare Schrift, wenige Grade
(Im ganzen nur 5 Schriftarten),
gute Lesbarkelt,
Übersichtlichkeit.
Kaufmännische
Ausbildung
Private kaufmännische Kurse
Dr. Säbel inh. Thérèse Säbel
München, Kaufingerstraße 14,2 Tel. 91064
Jahreskurse für schulentlassene Knaben
und Mädchen Beginn 16. April
Halbjahreekurse Beginn 1. Mai
Unterricht in Einzelfächern, Anmeld, täglich,
Angenehme Zahlungsbedingung, *[l8767]2-2
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WILLI BAUMEISTER: Warenhaus-Inserat (1928)
Außerordentlich schwierig erscheint zunächst eine Harmonisierung der
„Kleinen Anzeigen". Der einzig gangbare Weg ist die Beschränkung der
Schriftarten auf einen bestimmten Grad einer Brotschrift (unbedingt Antiqua
oder gewöhnliche Grotesk) und höchstens 3 Grade einer ebenfalls festge¬
legten Auszeichnungsschrift (fette Grotesk oder fette Antiqua). Wenn man
eine gute Gesamtwirkung erreichen will, dürfen die oft kindischen Sonder¬
wünsche des einzelnen Inserenten nicht berücksichtigt werden. Diese sind
um so weniger berechtigt, als es bei den kleinen Anzeigen wirklich nicht dar¬
auf ankommt, daß die einzelne besonders auffällt, denn ein solcher Inserat¬
teil wird wie ein Buch abgelesen. Merkwürdigerweise ist es die „Gartenlaube",
die ihre „Kleinen Anzeigen" typographisch bisher am besten gestaltet hat,
allerdings in Fraktur.
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