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1922, Arabisch-Türkisch, type specimen
from D. Stempel, Frankfurt, Leipzig,
Vienna, Budapest
(P. van Dijk) und so weiter. Interessant ist außerdem, dass kleinere holländi¬
sche Gießereien wie G.W. van der Wiel & Onnes und De Boer & Coers
erwähnt werden. 1869 erwarben die Gebrüder Hoitsema die Gießerei Reed
and Fox, vormals Besley & Co, London (doppelzeilige English Courthand).
Alte Schriftmuster von Druckereien sind selten - ich führe einige Fir¬
men an, von denen ich alte Exemplare besitze: Bricx in Ostende (um 1787),
H. Martin & Comp. (1829), J. Ruys (1908), Pieper & Ipenbuur (1828) und
Stads en Courant drukkerij (1834) in Amsterdam, M. Wijt (1828) und J.W.
van Leenhoff (1837) in Rotterdam, B. Henry (1828) in Valenciennes, die
Universitätsdruckerei Johan Frederik Schultz (1805) in Kopenhagen (das
zweite Exemplar in der Kopenhagener Dänischen Königlichen Bibliothek,
gilt seit Jahren als vermisst!), De Bachelier (1842) in Paris, Michael Lindauer
(1825) in München, Osvalda Lucchini (1853) in Guastalla, Rand and Avery
(1867) in Boston - damals die zweitgrößte Druckerei in den USA - und
John F. Trow (1856) in New York.
Ein Glanzstück meiner Sammlung ist ein circa 1847 erschienenes Mus¬
ter der Groninger Schriftgießerei Van der Veen Oomkens & Van Bakkenes.
Darin befinden sich im hinteren Teil „Tafeln zum Congrevedruck" als Farb¬
drucke. Mithilfe dieses Systems ließen sich Wertpapiere in mehreren Farben
gleichzeitig drucken (im Hochdruckverfahren). Die 1843 von Alle van der
Veen Oomkens gegründete Gießerei wurde 1857 von Onnes, De Boer &
Coers übernommen und zog im darauffolgenden Jahr nach Arnheim um.
1894 gingen die Matrizen an die Gießerei Enschedé, von der ich eine Kom¬
pilation aus mehreren Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Schriftmus¬
tern erworben habe, die 145 herrliche Seiten aus den beiden Gießereien in
Groningen und Arnheim umfasst.
Ein besonderes Stück aus den Vereinigten Staaten ist das Bruce-Muster
von 1882. Angesichts der enormen Auswahl an Einfassungen und Schmuck¬
lettern lässt es sich mit dem Derriey-Muster vergleichen. Außerdem enthält
es Unmengen von reizvollen galvanoplastisch hergestellten Ornamenten
für Gewerbezwecke, Ladeneinrichtungen, Waren und so weiter. Zusätzlich
mit eingebunden ist eine recht große Arbeit von De Vinne zur Erfindung
des Buchdrucks.
Besonders ungewöhnlich sind großformatige Musterbögen, wo also
sämtliche Schriftmuster auf einem einzelnen Blatt präsentiert werden. Bei
einem Großteil der ältesten heute noch existierenden Schriftmuster han¬
delt es sich um eben solche Bögen. Im 20. Jahrhundert fertigte unter ande¬
rem Monotype einige beachtliche Stücke in diesem Format. Die Bögen, die
Stanley Morison für Monotype, die Pelican Press und die Cloister Press
anfertigte, gehören zu den Highlights ihrer Art.
Wenn in den i93oer-Jahren Materialien aus einer Druckerei, meistens
nach einem Konkurs, unter den Hammer kommen sollten, trat das Auk¬
tionshaus Born auf den Plan, von dem ich 75 kommentierte Auktionskata¬
loge besitze. Auch wenn die zu versteigernden Schriften in den Katalogen
mit nur einer einzigen Zeile und ohne den dazugehörigen Namen abge¬
druckt wurden, handelt es sich doch ebenfalls um Schriftmuster.
Fragt man jemanden nach der ältesten Druckerei der Niederlande, wird
die Antwort wahrscheinlich Enschedé lauten. Tatsächlich aber ist es Van
Waesberge; die Firmengeschichte lässt sich in einem Schriftmuster von 1918
nachlesen. Van Waesberge wurde vor mehr als 400 Jahren in Rotterdam
gegründet. Auch N. Tetterode, die spätere Lettergieterij Amsterdam, hatte
laut einem Muster von 1852 seinen Sitz anfangs in Rotterdam. In einem zwei¬
ten Teil des Musters, von 1856, bezeichnet Tetterode sich als Amsterdamer
Schriftgießer. Dort in Amsterdam, an der Bloemgracht, hatte die Schriftgie¬
ßerei De Passe & Menne (deren Muster Proeve van drukletteren von 1843 ich
besitze) ihren Sitz, die von Tetterode übernommen worden war. In seiner
ersten Beilage überklebte er den Namen De Passe & Menne mit seinem eige¬
nen. Die frühen Muster verwendeten noch die klassischen Textbeispiele, wie
man sie auch in Mustern des 19. Jahrhunderts, bei Caslon, Fry, Wilson und
Bodoni, findet: „Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?"
Auch die Setzmaschinenhersteller Linotype, Intertype, Monotype und
Ludlow fertigten häufig recht umfangreiche Schriftmusterbücher an; auch
von Typograph besitze ich ein reizendes kleines Exemplar. Für diese Muster
wurden im Allgemeinen von Gießereien lizensierte Schriften benutzt.
An dieser Stelle möchte ich von einem netten Zufall erzählen: Von
Heinrich Hoffmeister, der 1898 eine Schriftgießerei in Leipzig eröffnete,
besaß ich zuerst nur drei dünne Schriftmuster. Als bei einer Auktion in
Berlin ein Schriftmuster in Buchform von Hoffmeister zu versteigern war,
bot ich mit und bekam den Zuschlag. Einen Tag nachdem das Stück mit
der Post bei mir angekommen war, besuchte ich die Antiquitätenmesse in
Haarlem. Und was fand ich da? Zwei gebundene Muster von Hoffmeister,
ein älteres (sein erstes, ausschließlich mit Vignetten) und ein jüngeres.
Vor ein paar Jahren lieh ich dem Gutenberg-Museum in Mainz einige
Materialien für eine Ausstellung über Schriftmuster. Bei dieser Gelegenheit
ließ man mich in der Bibliothek herumstöbern, wobei ich zu meinem
Erstaunen auf eine Reihe von ungewöhnlichen alten und in einigen Fällen
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Jan Tholenaar
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Bilde waren. Außerdem fand ich außergewöhnliche Stücke aus holländi¬
schen Gießereien, die im 19. Jahrhundert aktiv waren, darunter Muster von
Hendrik Bruyn & Comp., Broese 6c Comp., Elix & Co. und J. de Groot
(1781). Von all diesen besitze ich leider nur das von de Groot. Um es an
dieser Stelle nicht ungesagt zu lassen: Sämtliche anderen in diesem Buch
aufgeführten Stücke befinden sich in meiner eigenen Bibliothek.
Lyoneser Schriftgießers Louis Vernange von 1770, das 64 Seiten umfasst. Die
übrigen drei bekannten Ausgaben sind etwas weniger umfangreich. Der
Buchhändler, bei dem ich es gekauft habe, erzählte mir, dass ihm in den 35
Jahren seiner Tätigkeit noch nie ein Schriftmuster begegnet sei.
gebundenen Exemplare bewahre ich in Bücherregalen auf, der Größe nach
geordnet, damit sie nicht ganz so viel Platz benötigen. Die dünnen Muster
sind in Archivkästen untergebracht und nach Gießerei und Datum sortiert.
Obwohl ich alles auch im Computer festhalte, verliere ich manchmal den
Überblick und kaufe ein Exemplar, das ich schon besitze.
haltungszustands. Das Enschedé-Muster von 1768 könnte auf mehrere Zehn¬
tausend Euro kommen, das der Stampa Vaticana sogar auf noch mehr. Für
ein gut erhaltenes, gebundenes Muster, das mehr als 100 Jahre alt ist, muss
man einige Hundert Euro bezahlen; Muster mit wenigen Seiten kosten um
die 20 Euro, und ein schönes Exemplar von Rudolf Koch schlägt mit 100 Euro
zu Buche. Die Preise für seltene Stücke - ungewöhnliche Exemplare wie
ein 80-seitiges fadengeheftetes Muster von Peter Behrens oder das Muster
der Curwen Press von 1928 - liegen etwas über dem Durchschnitt. Teurer
als ähnliche Stücke sind die drei seltenen Bögen der Andreäischen Gießerei
von 1833, sowie das erwähnte Doppelmuster der Ashendene Press von 1926.
ganze Liste, auf der eine Zeitlang drei Muster von Bodoni, Fregi e majuscule
(1771), Serie di majuscule (1788) und Manuale tipografico (1818), ganz oben
standen. Das Letztere besitze ich inzwischen, und es ist der Stolz meiner
Sammlung.
ratur erschienen. Zu den Standardwerken gehören die Chronik der Schrift¬
gießereien von Friedrich Bauer (1928, erste Auflage 1914), Les livrets typogra¬
phiques des fonderies françaises créées avant 1800 von Marius Audin (1964,
(1984), Schweizer Stempelschneider und Schriftgiesser von Albert Bruckner
(1943), Type Foundries of America and Their Catalogs von Maurice Annenberg
(1994, erste Auflage 1975) und nicht zuletzt Type Foundries in the Netherlands
von Charles Enschedé, übersetzt und bearbeitet von Harry Carter (1978,
erste Auflage 1908).
werden, liegt falsch. Vor nicht allzu langer Zeit hatte der amerikanische
Dichter Dan Carr das Gefühl, eine eigene Schrift für seine Gedichte kreie¬
ren zu müssen, woraufhin er sich seine eigenen Formen schnitt. In einem
Anhang des bereits erwähnten Mainx-Jahrbuches wurde Carrs Regulus vor¬
gestellt, die sich als eine wirklich schöne Schrift herausstellte. Ich schrieb
sofort an Carrs Golgonooza Letter Foundry & Press, um die bibliophile
Kollektion des Erstdrucks zu bestellen und mich nach einem richtigen
Schriftmuster erkundigen.
Handsetzerei noch beträchtliche Investitionen. Heute kann jeder, der Druck¬
sachen am Computer erstellt, im Internet aus einer endlosen Bandbreite von
Schriften auswählen, die alle nur ein paar Euro kosten. Und wenn man zehn
auf einmal kauft, bekommt man noch ein Mountainbike gratis dazu.
plötzlich war alles vorbei, dank des Herrn Senefelder. Schriftgießereien, in
denen ausschließlich Bleisatzschriften hergestellt wurden, sind verschwun¬
den. Manche haben sich dem Wandel der Zeit angepasst und Maschinen
für den Fotosatz gebaut - einige mit Erfolg, wie etwa Berthold (die seit 1900
die Matrizen für das deutsche Linotype-System schnitten), andere waren
weniger erfolgreich, wie Deberny & Peignot, die mit ihrem Lumitype-Sys-
tem Pleite gingen. Wieder andere verfügten über ein zweites Standbein;
Enschedé etwa besaß eine Druckerei, die Lettergieterij Amsterdam stieg in
den Handel mit Druckmaschinen ein. Zwar sind die kommerziellen Schrift¬
gießereien verschwunden, doch erfreulicherweise gibt es in den Niederlan¬
den eine Stiftung namens Stichting Lettergieten, die die Kunst der Typogra-
fie hochhält. Jeder, der dieses alte Gewerbe liebt, sollte sie unterstützen!
bliothek bemerkte ein Bibliothekar nebenbei zu mir: „Wie haben hier 70
Meter an Schriftmustern." Mir muss das Blut in den Kopf geschossen sein.
Zuhause nahm ich ein Maßband und stellte fest, dass ich vielleicht auf die
Hälfte kam. Eine Lektion in Sachen Bescheidenheit.