JAN TS CH I CH OLD
DAS ALPHABET DES
DAMIANUS MOYLLUS
PARMA UM 1483
ÜBERREICHT
VON BUCHERER, KURRUS &CO
PAPIERE EN GROS • BASEL
DERanfang derwiederbelebung derrömifchen
infchriftenbuchftaben und der karolingifchen
bücherfchrift wird durch den kodex Vat. lat.
6852 bezeichnet, der in der bibliothek des Vatikans
aufbewahrt wird. Er ftammt von der hand des Fe/
lice Feliciano (1433 bis 1479) und iit nicht fpäter
als 1460 entftanden. Felice Feliciano, fohn eines wein/
Zöllners, lebte in Verona und war kalligraph und al/
tertumsforfcher. In der erwähnten handjcbrift verfucht
er, die fchönheit der römifchen lapidarfchrift in geo/
metrifchen formein feflzulegen. Sein wertvolles werk,
eine unterfuchung, die nicht gedruckt wurde, ift i960
von Hans Marderfteig in einem herrlichen buche2 er/
fchloifen worden. 5 Die älte&e gedruckte Vorlagenfolge
ähnlicher geometrischer buchftabenkonftruktionen ift
erft um das jahr 1483 in Parma entftanden. Sie ift
fchwerlich als eigentliches buch geplant worden, denn
das einzige exemplar, das auf uns gekommen ift, ift
einfeitig auf fechs bogen gedruckt, deren jeder vier
buchftaben enthält, ift nicht geheftet und enthält kei/
nen titel. Am fufse der feite mit dem Z lieft man nur
Olfchki entdeckt und ift von Stanley Morifon1 kurz
nachher, 1927, eingehend erörtert und in kleiner auf/
läge publiziert worden. Diefes feiten gewordene fak/
limile liegt unferem neudruck zugrunde, dem erften in
deutfcher iprache. 5 Die konftruktionen füllten ver/
mutlich als Unterrichtshilfen dienen. Ihr verfafler war
5
Title page and first text page of Tschichold's
Das Alphabet des Damianus Moyllus, Parma
um 1483, Basel, 1971. Note the use of signs to
mark paragraphs. There are only six text
pages; in a longer book these paragraph marks
might become disturbing. Slightly reduced.
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Das D entfteht aus kreis und viereck. Der fenk/
rechte fchaft fteht rechts vom fchnittpunkt oben
und unten. Der körper nimmt wie die ändern
rundungen auf derfelben linie zu, auf der alle
ändern kreisteile zunehmen. Die obere linie mit
dem winkel über dem kreife foil halb fo dick fein
wie der fchaft, die untere folgt dem kreife. Der
fchwächere teil des körpers, den die andere dia/
gonale trifft, mufs halb fo dick fein wie ein dicker
ft rieh. Alle buchftaben folgen diefer regel.
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7
Das E entfteht aus dem viereck. Die ftärke des
grundftrichs ift ein zwölftel der höhe. Die quer/
ftriche folien halb fo dick fein wie der grundftrich.
Der mittlere querftrich ift um die ftärke des grund/
ftrichs kürzer als die ändern, er foil oberhalb der
mittellinie des vierecks liegen.
Two illustrated pages from Moyllus. The
letters are printed in a pale blue-mauve.
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