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HAFIS
HAFIS
Eine Sammlung peniacher Gedichte
von Georg Friedrich Daumer
Verlag Birkhäuter. Basel
'Jan Tschichold, title page 1945. The
subject demands a decorated title
page. Right: title page with the same
text in "functional" typography. Quite
out of keeping with the subject.'
From Beiheft die neue typographie
(with essays on the history of the book
by Werner Doede, Jan Tschichold, and
Gerd Fleischmann). Brinkmann & Bose,
Berlin, 1987.
Jan Tschichold, Buchtitel 1945.
Das Thema fordert einen verzierten Titel. Rechts: Buchtitel mit demselben Text in »funktionaler- Typo¬
graphie. Im Hinblick auf den Inhalt völlig ungeeignet.
Bills Augen ein Zugeständnis sein, hält er doch wohl noch immer die Gro¬
tesk für die beste, weil »zeitgemäße« Schrift. Die Grotesk ist keine neue
Schrift. Ihr Charakter ist im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts aufgekom¬
men. Sie ist vor allem eine Titelschrift und nur in kurzen Abschnitten als
Werkschrift brauchbar, da sie sich, mangels hinreichender Artikulation
durch die unentbehrlichen Endungen und infolge ihrer monotonen Strich¬
stärke nicht gut lesen läßt. Ihre Einfachheit ist eine scheinbare; sie ent¬
spricht dem unentwickelten Wahrnehmungsvermögen von ABC-Schüt-
zen, die buchstabieren müssen und deren ungeübten Augen die echten
Buchstabenformen der Druckschrift ebenso kompliziert erscheinen wie
etwa die Schulhandschrift der Zwölfjährigen.
Es ist kein bloßer Zufall, daß die meisten Jünger der funktionalen Typo-
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Typographie
Typographie
Typographie
empfinden mindestens krasse Verfehlungen. So zeigen die
beiden oberen Beispiele die traditionelle und eine mi߬
glückte Stellung einer Zeile in der Papierfläche. Das dritte
Beispiel ist unkonventionell, aber gut. Die entstehenden
Ränder und Intervalle sollten stets deutlich verschieden
sein, wenn eine gute asymmetrische Form entstehen soll:
Typographie
Typographie
Falsch Richtig
Stellen wir die Zeile so, daß zwei Ränder gleich sind, so
ist die Wirkung längst nicht so gut wie in der richtigen
Lösung. Eine Buchseite, deren weiße Ränder gleich breit
sind, wirkt ebenso schlecht.
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A page from Tschichold's Erfreuliche
Drucksachen durch gute Typographie ('Pleasant
printing through good typography'),
Ravensburg, 1960.
The text states:
'In typography It Is wrong to take a line of type
from a normal position and place it anywhere
asymmetrically. We see this often done today
with poor results. The two upper examples
show a traditional and a mistaken placing. The
third example is unconventional, but good.
Margins and intervals must always be clearly
different, if a good asymmetric form is to be
created. If the two margins are equal, the
result is not nearly so effective as the example
on the right. A page of type with equal
margins will also look wrong.’
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